Republic of Congo - Brazzaville

Liebe Freunde,

es passiert uns immer wieder im Leben, dass nach einer Zeit vieler Mühen und Schwierigkeiten ein Lichtlein am Ende des Tunnels immer größer wird und uns in eine neue Phase von Lebensfreude und Leichtigkeit bringt. Aber ohne diese Schwierigkeiten und Anstrengungen wären wir nie in diese neue Phase gekommen, denn es ist ein Entwicklungsprozeß und wir selber sind mitverantwortlich und auch teilweise Schöpfer unserer eigenen inneren und äußeren Wirklichkeit, und diese eigene und innere Wirklichkeit in Harmonie zu bringen mit der großen Wirklichkeit, in welcher alle und alles eingeschlossen sind, das ist eine immer wiederkehrende Aufgabe in unserem Lebenslauf.

So ändert sich zur Zeit auch meine Großwetterlage im Kongo, unsere Arbeit tritt in eine neue Phase. Ich habe viele zuverlässige und hilfsbereite und ehrliche Menschen, und diejenigen welche unsere Projekte nur als eine Gelegenheit sahen, um sich selber zu bereichern oder andere auszunutzen, diese  Menschen sind keine Bedrohung mehr für uns, weil sie sich, wie so oft, von alleine entlarven und unter sich zerstreiten.

Ich darf Euch melden, dass fast alle Projekte wohlauf sind. Wir haben zur Zeit vier Grundschulen mit je 300 Schülern, in Brazzaville, Dolisie und zwei in Pointe Noire und mehrere Landwirtschaftsprojekte.

Alle Beteiligten sind sehr dankbar für die Schulen, weil wir auf diese Weise Kindern aus unteren Bevölkerungsschichten Bildungschancen geben, welche sie in anderen privaten und gewinnorientierten Schulen nicht bekommen würden.
In dieser sehr armen Gesellschaft mit wenig sozialen Institutionen übernehmen unsere Grundschulen auch eine Funktion darin, dass sie den Kindern etwas Gefühl von sozialem Zusammenhalt vermitteln und letztlich ein Grundvertrauen in die Institutionen der Gemeinde fördern. Die Kinder genießen eine Erziehung, welche soziale Verhaltensweisen und Verantwortung, individuellen Freiheit und Kreativität, moralische und charakterliche Bildung miteinander kombiniert.
Leider werden an einer der Schulen noch kleinere Beträge im dreistelligen Eurobereich veruntreut, und ich weiß auch genau wer die Begünstigten dabei sind, und kann im Moment doch noch nicht durchgreifen, ohne dann größere Probleme zu riskieren. Eine echt afrikanische Situation für mich, und vielleicht könnt ihr nicht einmal nachvollziehen wie es zu so etwas kommen kann. (Ich hatte ja in der Vergangenheit über interne Probleme berichtet, wie Gier und Neid unsere Bemühungen manchmal untergraben ...). Manchmal muss man eben einen Schritt nach hinten gehen, bevor man wieder vorwärts gehen kann. Herausforderungen sind unsere geheimen Freunde, die uns auf unserem Weg fördern und bestärken. Diese Freunde sind seit geraumer Zeit meine treuen Begleiter und kommen immer wieder in den verschiedensten Verkleidungen...

Die Projekte sind noch in einer Feuerprobe, denn sie müssen sich auch ohne meine Anwesenheit vor Ort entwickeln und wachsen und gerade das wird dann auch ihre Stärke sein. Ich kann ja froh darüber sein, dass das Kind schon laufen lernt und die Menschen, auf die ich zähle, sich als zuverlässig erweisen. Wir tun hier Dinge und erleben eben jene Herausforderungen, welche  Opportunisten und Betrüger beiseite lässt und ich bin stolz auf unsere Gemeinschaft, die mit mir durch dick und dünn geht und ein selbstständiges und selbstbestimmtes Handeln erstrebt und Unabhängigkeit und Stärke beweist. Damit sind wir manchen Entwicklungsprojekten um Meilen voraus, auch wenn unsere Resultate noch in kleinem Rahmen bleiben und eher symbolisch sind. Allen Widrigkeiten zum Trotz entwickeln sich unsere Projekte eigenständig und nachhaltig. Und wenn die Zeit reif ist, werden unsere Bemühungen aufblühen wie Blumen nach dem Regen!

Unseren Landwirtschaftsprojekten messe ich große Bedeutung bei, und auch hier lerne ich mich in Geduld zu üben und bin gleichzeitig der Einpeitscher dem die Dinge nicht schnell genug gehen. Landwirtschaftliche Arbeit gibt den Menschen so eine gesunde Bodenständigkeit und stärkt das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, und hilft den unterschwelligen und weit verbreiteten Zynismus und Fatalismus zu überwinden.

Frau Makiti hat fast im Alleingang die Bepflanzung von 5 ha Bananen, Fruchtbananen und Kochbananen, veranlasst und organisiert und sie ist ein wunderschönes Beispiel, mit welchem Enthusiasmus und Fachwissen die einfachsten Menschen etwas zustande bringen, wenn man ihnen nur ein bißchen die Gelegenheit dazu gibt. Jetzt muß ich nur noch ein Fahrzeug organisieren, damit die Ernte nicht auf den Feldern verdirbt, sondern die Märkte in den großen Städten erreichen wird und auch nicht die Transporteure sich alle Gewinne einstecken. In ca. 1 Jahr beginnt die Ernte und wird dann pausenlos und jahrzehntelang weitergehen.

Sie hat mit ihrer Bodenständigkeit meine innovativen Pflanzungen ein bißchen ausgebremst, aber mit ihrer Hilfe werden wir im richtigen Zeitpunkt umso erfolgreicher Erneuerungen umsetzen. Sie und ihre Mitarbeiter haben mir auch gezeigt, wie wichtig es für den Erfolg ist, dass sie mit Erfahrung und Begeisterung in der Landwirtschaft arbeiten können und dass dieses ihrer örtlichen Tradition entspricht.

Unser Landwirtschaftsprojekt im Norden, in Makoua kränkelt eben aus diesem Grund. Dort ist Jagen und Fischen viel mehr die Tradition und die Landwirtschaft sehr vernachlässigt, und dann fehlt uns zum rechten Zeitpunkt noch ein Allradfahrzeug, so dass wir dieses Projekt ein bißchen ruhen lassen müssen, wir sind aber bald dabei einen zweiten und erfolgreicheren Anlauf nehmen.
 
In Mati Le Bain, nahe der Hauptstadt Brazzaville, wurden Moringabäume und tausend Ananaspflanzen gesetzt, es braucht noch mehr Investitionen, aber es wird schon bald weitergehen.


Vielen Dank für Eure regelmäßigen und auch unregelmäßigen Spenden, ohne diese Spenden wäre meine Arbeit noch viel langsamer und beschwerlicher. Danke, dass Ihr mich noch nicht abgeschrieben habt, mein nächster Brief wird nicht noch einmal so lange auf sich warten lassen.

Zur Zeit habe ich auch Verantwortungen in Schweden und Deutschland und werde Euch bald darüber berichten, so es Euch interessiert. Auch hier gibt es viel zu tun für Afrikaner und Ausländer und für eine bessere Gemeinsamkeit aller Menschen in Deutschland und auf diesem Planeten.

 
Liebe Grüsse

Dada Bernd 
März 2014